Gute Luft, bitte!

Die Feinstaubbelastung, etwa durch Dieselfahrzeuge, ist ein Risikofaktor für die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen.
Illustration: Dominika Kowalska
Illustration: Dominika Kowalska
Mirko Heinemann Redaktion

Dass Rauchen der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs ist, ist inzwischen unumstritten. Diesen Zusammenhang belegen zahlreiche Studien, und Rauchen wird entsprechend gesellschaftlich immer mehr geächtet. Der Schutz der Nichtraucher ist gesetzlich verankert. Wie aber steht es um den Schutz der Menschen vor Feinstaub?

Dass Feinstaub in der Luft, ausgelöst etwa durch die Abgase von Dieselfahrzeugen, wesentlich zur Entstehung von Lungenkrebs beiträgt, ist ebenfalls hinreichend belegt. Das Robert-Koch-Institut bewertet Feinstaub als einen der wesentlichen Risikofaktoren für „Lungenkrebs und andere Lungenerkrankungen“. Von allen Luftschadstoffen sei Dieselruß der wichtigste Risikofaktor, so das RKI. Nun verdichten sich aber die Hinweise, dass Feinstaub auch das Risiko massiv erhöht, an anderen Krebsarten zu erkranken.

Zuletzt sorgte eine britisch-chinesische Studie für Aufsehen. Für die 2016 erschienene Studie „Cancer Mortality Risks from Long-term Exposure to Ambient Fine Particle“ hatten Forscher aus Hongkong und Großbritannien die Todesursachen von Zehntausenden Menschen in Hongkong untersucht. Das Ergebnis: Bei einer um zehn Mikrogramm erhöhten Konzentration von Feinstaub pro Kubikmeter Luft erhöht sich das Risiko, an Krebs im oberen Verdauungstrakt zu sterben, um 42 Prozent. Das Sterberisiko durch Krebs an der Leber, Pankreas oder Gallenblase stieg demnach um 35 Prozent. Bei Frauen nahm das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, sogar um 80 Prozent zu, wie die Forscher berichteten.

Als Feinstaub werden winzige Partikel bezeichnet, die eine gewisse Zeit in der Luft schweben. Die Partikel kommen in Dieselruß vor, aber auch in Abgasen von Kraftwerken oder Heizungsanlagen. Sie entstehen außerdem beim Abrieb von Reifen und Bremsen von Fahrzeugen. Je nach Größe und Eindringtiefe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub nach Angaben des Umweltbundesamtes verschieden. Als besonders gefährlich gelten ultrafeine Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser, die sich tief in den Bronchien und Lungenbläschen festsetzen oder sogar ins Blut übergehen können.

In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren zwar viel gegen die Luftverschmutzung unternommen, bei Staub, Schwefeldioxid und Blei haben sich die Messwerte der 400 Messstellen des Bundes und der Länder signifikant verbessert. Der Grenzwert für Feinstaub liegt in Deutschland bei 40 Mikrogramm pro Tag. Er darf nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. 2016 wurde der Grenzwert laut Umweltbundesamt an allen bundesweiten Messstationen eingehalten.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine jährliche Feinstaubbelastung von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gerade noch unbedenklich. Allerdings weist die WHO auch darauf hin, dass es keine Feinstaubkonzentration gebe, unterhalb derer es keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit gibt. Deshalb sollte die Belastung so niedrig wie möglich sein. Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes sorgt die Belastung durch Feinstaub allein in Deutschland für weit mehr als 50.000 Todesfälle im Jahr.

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