Das Wunder Schwangerschaft

Es gibt keinen Grund sich zu fürchten, auch wenn zum ersten Mal ein Kind im Bauch heranwächst. Eine Übersicht über wichtige Stationen von der Befruchtung bis zur Geburt.
Schwangerschaft_Bauch
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Dr. Ulrike Schupp Redaktion

Schon kurz nach der Befruchtung beginnt der Körper der Frau, sich zu verändern. Er bereitet sich auf die kommenden 40 Wochen mit dem Baby vor. Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft sorgen Hormone für emotionalen Aufruhr. Sobald sich die Eizelle in der Gebärmutter eingenistet hat, entwickelt sich der Mutterkuchen, die Plazenta. Sie produziert noch einmal zusätzlich Östrogen sowie das schwangerschaftserhaltende Hormon HCG, das die Ausschüttung von Progesteron in den Eierstöcken stimuliert.

Aufruhr durch Hormone

Vom Hochgefühl bis hin zu Traurigkeit oder Gereiztheit - Stimmungsschwankungen sind jetzt völlig normal. Bis zu 90 Prozent der Schwangeren kämpfen zudem mit Übelkeit, Müdigkeit und Heißhungerattacken. Der Embryo wächst schnell. Schon in der sechsten Woche beginnt die Wirbelsäule sich herauszubilden, in der siebten sind Kopf und Rumpf erkennbar. Die Gebärmutter der Frau wächst weiter. Die Brüste werden größer und empfindlicher. Über das Blut versorgt der mütterliche Körper die Plazenta und den Embryo mit Nährstoffen. Während der Schwangerschaft erhöht sich der Stoffwechsel um etwa 20 Prozent. Die Blutflüssigkeit nimmt sogar um 30 bis 40 Prozent zu.


Das zweite Drittel der Schwangerschaft ist für die meisten Frauen wesentlich entspannter. Die hormonelle Situation hat sich stabilisiert. Der Fötus ist am Ende des sechsten Monats schon etwa 26 Zentimeter groß und wiegt um die 500 Gramm. In den kommenden drei Monaten bereitet sich der Körper der Mutter dann schon auf die Geburt vor. Der Uterus drückt auf die Verdauungsorgane und auf die Lunge. Auch durch die Gewichtszunahme wird das letzte Drittel der Schwangerschaft als beschwerlicher erlebt. Bis zur Geburt hat die Frau etwa 10 bis 15 Kilo zugenommen. Ein Neugeborenes ist etwa 50 Zentimeter groß und wiegt bis zu 4000 Gramm. Eine gewaltige Leistung für Körper und Psyche der Frau.

Bedarf an Nährstoffen erhöht

Während der Schwangerschaft erhöht sich deshalb auch der Bedarf an Nährstoffen, an Vitaminen, Eisen, Jod, Magnesium, Kalzium und vor allem an Folsäure. Diese wird für alle Zellteilungs- und Wachstumsprozesse benötigt. Empfehlenswert ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit Gemüse, Obst, Milch- und Vollkornprodukten sowie Fisch. Carpaccio und Sushi sind leider tabu. Rohes Fleisch kann Toxoplasmose übertragen, eine Infektionskrankheit, die eventuell eine Fehlgeburt auslöst oder zu Missbildungen des Ungeborenen führt. Rohe Eier und roher Fisch können Listerien enthalten, die Entzündungen im Hirn des Neugeborenen verursachen. Nach Absprache mit dem Arzt kann jedoch die zusätzliche Einnahme von Folsäure sinnvoll sein. Eine Schwangere benötigt nur etwa 250 Kalorien mehr als sonst pro Tag. Viel wichtiger als die Menge ist die Qualität der Nahrung. Mutter und Kind profitieren darüber hinaus von einem gesunden Lebensstil ganz ohne Alkohol und Tabak, Stress oder Schlafmangel. Auch passiv Rauchen schadet. Moderater Sport hebt dagegen die Stimmung und macht fit für die Geburt.

Hebamme und Geburtsklinik finden

Bis zum Stichtag ist in jedem Fall noch eine Menge zu bedenken. Es gilt, die richtige Hebamme zu finden und eine Geburtsklinik, die den eigenen Bedürfnissen entspricht. Dem Gesetz zufolge muss zu jeder Entbindung eine Hebamme gerufen werden. Diese kann die Frau während der Schwangerschaft und bis zum Ende des Wochenbetts oder der Stillzeit unterstützen. Die Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung. Hebammen bieten meist auch Kurse zur Geburtsvorbereitung, zur Rückbildung oder zur Säuglingspflege an. Die Suche wird durch regionale Listen und Verbände erleichtert, die sich im Netz schnell finden lassen.


Frauenärztinnen und Ärzte arbeiten oft mit Hebammen zusammen ebenso wie die Geburtskliniken. Sie können Schwangeren entsprechende Tipps geben. Entscheidend für die Auswahl sind Sympathie und räumliche Nähe. Noch immer kommen die meisten Babys im Krankenhaus zur Welt. So ist auch bei Notfällen eine gute Versorgung garantiert. Bei den Kliniken können sich werdende Eltern vorab genau über die Leistungen und den Ablauf einer Geburt informieren. Dazu gehören Fragen wie: Muss die Hebamme mehrere Frauen betreuen? Wie ist die Auslastung der Klinik? Werden unterschiedliche Gebärhaltungen unterstützt? Welche Schmerzmittel werden angeboten? Und gibt es ein Rooming in, bei dem das Baby nach der Geburt bis zu 24 Stunden bei der Mutter im Zimmer sein kann?

Erkrankungen ausschließen

Die meisten Schwangerschaften verlaufen glücklich, doch ist es wichtig einige Risiken auszuschließen, beispielsweise eine Infektion mit B-Streptokokken. Eine Untersuchung auf diese Erreger ist eine Zusatzleistung, die dennoch empfehlenswert ist. Die Infektion kann bei Neugeborenen schwere Hirnhautentzündungen auslösen, wird von der Schwangeren allerdings oft gar nicht bemerkt. Darüber hinaus können die vielfachen Möglichkeiten der modernen pränatalen Diagnostik wahrgenommen werden. Sie helfen vor allem auch Fehlentwicklungen des Ungeborenen zu erkennen. Wichtig ist hierbei die Beratung mit der Ärztin oder dem Arzt. Nicht alle Maßnahmen sind notwendig und für jede Frau sinnvoll.


Neben Bluttests und den regelmäßigen gynäkologischen Untersuchungen zählt die Ultraschalluntersuchung jedoch zum Standard. Im ersten Drittel der Schwangerschaft kann sie Aufschluss geben über das Vorliegen einer Trisomie 21 (Down Syndrom). Ein Organultraschall kann ab der 20. Woche zeigen, ob Herz, Niere und Gehirn gesund sind oder ob das Risiko von Chromosomenanomalien besteht. Die Doppleruntersuchung basiert ebenfalls auf Ultraschall und misst, ob der Fötus ausreichend mit Blut versorgt ist. Im letzten Schwangerschaftsdrittel wird mit Hilfe einer Cardio-Toko-Graphie (CTG) die Sauerstoffversorgung des Babys geprüft. Und in einer 3D Ultraschalluntersuchung können auch Kindsbewegungen plastisch beobachtet werden. 

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