Herr Professor Tschöpe, die Volkskrankheit Diabetes ist zwar allgemein bekannt, wird aber immer noch zu spät erkannt. Woran liegt das?
Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend, sie kündigt sich selten über Symptome an. Das gilt zumindest für den Diabetes mellitus Typ 2, von dem die meisten Patienten betroffen sind. Häufig wird die Stoffwechselstörung erst diagnostiziert, wenn die Gefäße geschädigt sind. Diabetes-Diagnose nach Herzinfarkt oder Schlaganfall – das ist oft bittere Wahrheit.
Wie kann das Risiko eingegrenzt werden?
Bei Diabetes in der Familiengeschichte ist man besonders gefährdet. Das Risiko steigt mit Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und hohem Bauchumfang. Menschen aus diesem Personenkreis sollten ihren Glukosestatus regelmäßig überprüfen lassen. In der Diagnostik wird der orale Glukose-Toleranz-Test, kurz oGTT, eingesetzt. Mit ihm kann der Anstieg der Blutglukose nüchtern und nach Zuckerbelastung gemessen werden.
Warum ist das Herz bei Diabetes so gefährdet?
Mit Diabetes schreitet die Arterio-sklerose, die Gefäßverkalkung, beschleunigt voran. Der hohe Zucker verstärkt die Bildung von Plaques. Das Blut ist klebrig, die Gefäßwände sind weniger elastisch. Die Blutplättchen können schneller verklumpen. Dadurch wächst die Gefahr, dass Gerinnsel entstehen, die einen Infarkt provozieren. Auch Rhythmusstörungen und Herzschwäche treten bei Patienten mit Diabetes häufiger auf. Durch Veränderungen der Binnenstruktur im Herzen geht die Flexibilität der Energiegewinnung verloren.
Was ist bei der Behandlung herzkranker Diabetiker wichtig?
Es gibt kein Patentrezept für die Therapie. Die Behandlung muss sich immer am Globalrisiko orientieren. Ärzte sollten über den Tellerrand schauen und sowohl das Herz als auch den Diabetes im Blick behalten. Wir wissen, dass fast jeder zweite Herzkranke Störungen im Glukosestoffwechsel vorzuweisen hat. Daher muss der Patient daraufhin untersucht werden. Das heißt umgekehrt: Wenn drei Viertel aller Diabetiker an Herzinfarkt oder Schlaganfall versterben, sollte der Spezialist rechtzeitig einbezogen werden. Die Kooperation von Stoffwechsel- und Gefäßmedizin ist unerlässlich.
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Herz- und Diabeteszentrum NRW
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