Besser heilen

Als Langzeitfolge von Krampfadern, Gefäßverengungen oder Diabetes können chronische Wunden entstehen. Die Therapie ist komplex, die Forschung sucht nach neuen Behandlungsoptionen.
Illustration: Karen Obenauf
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

Die Erkrankung ist schmerzhaft und belastet die Betroffenen auch im Alltag schwer. In Deutschland müssen derzeit rund vier Millionen Menschen mit chronisch offenen Wunden leben, vor allem an den Beinen und an den Füßen. Entzündungen und als letzter Ausweg sogar die Amputation der betroffenen Gliedmaßen können die Folge sein. Dabei liegen die Ursachen des Leidens häufig in einer anderen bereits bestehenden Krankheit, etwa in einer angeborenen, manchmal auch erst durch Übergewicht, Rauchen und einen Mangel an Bewegung erworbenen Venenschwäche, unbehandelten „Krampfadern“ oder Diabetes. Ein weiteres Problem der Wundtherapie ist die Versorgung bettlägeriger und pflegebedürftiger Patienten, die sich wundliegen.


Die Behandlung von offenen, teils entzündlichen Hautstellen, die sich gar nicht mehr oder nur vorübergehend schließen lassen, ist eine Herausforderung für Medizin und Pflege. Hoffnung verheißen eine verbesserte Prävention und einige neue Therapien, auch wenn vergleichende und längerfristige Studien bisher noch Mangelware sind.


Entgegen der früher verbreiteten Ansicht, dass Wunden vor allem trocknen müssen, werden heute durch feuchte Auflagen deutlich bessere Erfolge erzielt.


Innovative Materialien für solche Verbände werden zum Teil noch getestet. Als Basis dient tierische Haut, beispielsweise aus Fruchtblasen oder dem Dünndarm von Rindern und Schweinen. Als besonders vielversprechend gelten Wundauflagen aus Fischhaut, die in ihrer Struktur menschlicher Haut sehr ähnlich ist. Als „biogene Matrix“ wird die von tierischen Zellen gereinigte Fischhaut praktisch zum Baugerüst für das Andocken menschlicher Stammzellen und setzt so die Remodellierung körpereigenen Gewebes in Gang. Unterstützt wird dieser Prozess durch die Omega-3-Fettsäuren im Fisch, die Entzündungsprozesse abschwächen können.


Auch für die Reinigung der Wunden gibt es neue Verfahren, sodass nicht mehr zwingend das OP-Messer zum Einsatz kommen muss. Tierische Hoffnungsträger sind hier die Larven der Goldfliege, die – was sicher gewöhnungsbedürftig klingt – in wenigen Tagen das kranke Gewebe von der Wundoberfläche fressen. Die Larven werden dabei nicht direkt auf die Haut gesetzt, sondern in einer Art Teebeutel verpackt, der durchlässig genug ist für die Nahrungsaufnahme, aber verhindert, dass sich die Tiere von der Wunde wegbewegen. „Das Verfahren ist weniger schmerzhaft als chi-rurgische Eingriffe – und es ist besonders geeignet bei Wunden, die von multiresistenten Keimen besiedelt sind, denn das Verdauungssekret der Larven reduziert die Keimbelastung“, erklärt Dr. Mona Bidier, Fachärztin an der Hautklinik des Universitätsklinikums Heidelberg.


Nicht zuletzt hilft es jedoch, die Selbstwahrnehmung der Patienten zu schulen: Wer Schmerzen in den Beinen hat, Hautverfärbungen entdeckt oder sogar Wunden, die nicht spätestens nach ein paar Wochen heilen, darf den Arztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Wer noch früher ansetzen will, versucht bei den Krankheiten vorzubeugen, die solche offenen Wunden verursachen können. Vor allem für die Venen lässt sich dabei einiges tun – zum Beispiel durch Wechselduschen, mediterrane Ernährung und, ganz wichtig, viel Bewegung.

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