»Ohne Vielfalt ist Innovation unmöglich«

Weibliche Ingenieure sind für innovative Produkte unerlässlich, findet Maria Belén Aranda Colás. Ein Gespräch über Führung, Vertrauen und Freiheiten.
Maria Belén Aranda Colás, Elektrotechnikerin, Dipl. Ing., Robert Bosch GmbH
BOSCH Beitrag

 

Frau Aranda Colás, Sie sind im März als „Engineer Powerwoman 2017“ ausgezeichnet worden und können bereits auf eine spannende Karriere zurückblicken. Wie hat sich die Situation von Frauen in technischen Berufen seit Ihrem Elektrotechnik-Studium verändert?
Verglichen mit meiner Studienzeit in den Neunzigern finden Sie heute viel mehr Frauen in Ingenieursberufen. Unternehmen bieten vielfältige Möglichkeiten, die eigene berufliche Entwicklung zu gestalten, und reagieren flexibler auf wechselnde Lebensphasen. Das hilft, ist aber noch nicht genug. Wir brauchen noch mehr weibliche Vorbilder, an denen sich junge Frauen orientieren können, um ihnen die Entscheidung für einen technischen Studiengang zu erleichtern. Ich habe schon als Kind gerne getüftelt, hatte Spaß an Mathematik und Physik. Im Beruf gestalte ich heute technische Entwicklungen, die die Lebensqualität vieler Menschen verbessern. Wir müssen vorhandenes Interesse noch stärker fördern und jungen Frauen zeigen, welche beruflichen Wege möglich sind.

 

Was hat Ihnen persönlich den Weg in eine Führungsposition bei Bosch erleichtert?
Ich habe meine Laufbahn in der Produktentwicklung von Generatoren begonnen und war anschließend im technischen Vertrieb, strategischen Marketing und Produktmanagement tätig. Zuletzt habe ich mit einem Team verteilt auf drei Kontinente das automatisierte Fahren vorangetrieben. Dabei konnte ich immer sehr viel selbst gestalten und meine eigenen Ideen einbringen. Als Führungskraft habe ich durch Netzwerke sowie interne und externe Mentoring-Programme von den Erfahrungen anderer Manager profitiert. Besonders wertvoll war eine Cross-Mentoring-Initiative mit Führungskräften aus anderen Unternehmen, die für eine frische Perspektive von außen gesorgt hat. Zu meinem Mentor habe ich heute noch Kontakt.

 

Als Projektleiterin für automatisiertes Fahren waren Sie lange für die Erfolge in diesem Bereich mitverantwortlich. Welche Rolle spielten dabei das Verhältnis von Frauen und Männern in Ihrem Team, unterschiedliche Altersgruppen und die Herkunft der Mitarbeiter?
Wenn wir Produkte entwickeln, stehen für uns die Bedürfnisse unterschiedlicher Menschen in unterschiedlichen Ländern im Mittelpunkt. Je mehr Perspektiven wir einbringen können, desto besser wird das Ergebnis. In meinem Team haben zum Beispiel eine junge Äthiopierin, ein erfahrener Ingenieur aus Frankreich, der lange in Australien gelebt hat, und Kollegen aus Asien zusammengearbeitet. Diese Mischung hat dazu geführt, dass schneller neue Ideen ausprobiert wurden und die Wertschätzung untereinander sehr groß war. Auf Dauer ist Innovation ohne Vielfalt unmöglich. Auch deshalb brauchen wir mehr weibliche Ingenieure.

 

Wie bringen Sie die Bedürfnisse so vieler verschiedener Mitarbeiter in Einklang?
Als Unternehmen erwartet man eine gewisse Flexibilität, die man umgekehrt auch seinen Mitarbeitern entgegenbringen sollte. Bei Bosch kann ich viele verschiedene Arbeitsmodelle wie Teilzeit oder Jobsharing nutzen. Wir können aber auch flexibel und unabhängig von einem festen Arbeitsplatz arbeiten. In meinen Teams waren Mütter und Väter, die ihre Kinder regelmäßig nachmittags aus dem Kindergarten oder der Schule abgeholt haben. Offene Aufgaben haben sie dann einfach abends von zu Hause erledigt. Flexibilität und Vertrauen haben meine Mitarbeiter stets durch Motivation und gute Arbeit belohnt.

 

Was erleichtert Ihnen den Spagat zwischen Job und Privatem?
Bei uns zählen die Ergebnisse und nicht die Anwesenheit am Arbeitsplatz. Wenn ich vor der Arbeit Sport treiben möchte, beginnt mein Tag eben etwas später. Auch die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, nutze ich gerne.

 

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