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Juni 2017 FOCUS Talente der Zukunft

Naturgewalt

Für die im Frühjahr veröffentlichte Studie „Die Zukunft der Arbeit als öffentliches Thema“ hat die Otto Brenner Stiftung 360 Artikel aus den Jahren 2014 und 2015 aus elf führenden Tages- und Wochenzeitungen untersucht. Ziel war es, mehr darüber zu erfahren, welche Ängste und Hoffnungen, Drohungen und Versprechungen die öffentliche Debatte über die Zukunft der Arbeit beherrschen. Die Studie kommt zum Schluss, dass viele Risiken – etwa stärkerer Konkurrenzdruck zwischen den Arbeitssuchenden, wachsende soziale Unsicherheiten für die Beschäftigten oder noch schärfere Kontrollen der Arbeitsleistungen – mit einer Unausweichlichkeit beschrieben werden, als wäre die Gesellschaft der Gewalt von Naturgesetzen ausgeliefert. Interessanterweise werde die Tatsache, dass die Digitalisierung selbst ein Resultat von Arbeit ist, man also durchaus politische Gestaltungsansprüche formulieren könnte, in der Debatte stark ausgeklammert. Die Stiftung erhofft sich einen gesellschaftspolitischen Impuls für einen Perspektivwechsel zu mehr Gestaltungsoptionen.

Juni 2017 FOCUS Talente der Zukunft

Jobkiller

Wie wird die Beschäftigungsbilanz der Digitalisierung ausfallen? Werden Arbeitsplätze wegfallen? Falls ja, wer wird davon betroffen sein? Wo entstehen umgekehrt neue Arbeitsplätze? In allen Prognosen über den Arbeitsmarkt der Zukunft werden diese Fragen gerade am heißesten diskutiert. Eine Studie der Universität Oxford von 2013 kommt zu dem Ergebnis, dass 47 Prozent der Jobs in den USA und 42 Prozent der Jobs in Deutschland durch Automatisierung bedroht seien. Nun liefert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Weißbuch Arbeiten 4.0 interessante neue Zahlen. Eine Langzeitprognose bis 2030 beschreibt für eine beschleunigte Digitalisierung folgendes Szenario: Der Strukturwandel würde zwar zu einem Verlust von 750.000 Arbeitsplätzen in Wirtschaftszweigen wie Einzelhandel, Papier- und Druckgewerbe oder in der öffentliche Verwaltung führen, der jedoch durch einen Beschäftigungszuwachs von insgesamt einer Million Arbeitsplätzen in Wirtschaftszweigen wie IT-Dienste, Forschung und Entwicklung mehr als ausgeglichen würde.

Juni 2017 FOCUS Talente der Zukunft

Grundeinkommen

Für manch einen Experten ist es ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil des zukünftigen Arbeitsmarktes, für andere ein nicht finanzierbares Hirngespinst: Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Ob und wie die Länder in Europa von der Einführung einer solchen staatlich finanzierten Grundsicherung tatsächlich profitieren können, hat die OECD in einer aktuellen Studie untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Falls die Staaten ihr komplettes bisheriges Sozialbudget mit Ausnahme der Renten lediglich auf die Zahlung eines BGE umlegen, würde die soziale Absicherung nicht gestärkt, sondern im Gegenteil massiv geschwächt. Laut OECD verbessert das BGE weder die soziale Grundsicherung, noch reduziert es die soziale Ungleichheit. Auch böte es keine Absicherung gegen technologischen Wandel und Globalisierung und erhöhe auch nicht die Freiheit und Autonomie des Einzelnen. Inzwischen wird unter Experten ein Erwerbskonto als Alternative zum BGE diskutiert. Darüber könnten individuelle staatliche Leistungen abgerufen werden, etwa für Bildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen.