Wenn Unternehmer zu Aktivisten werden

Unternehmertum und Aktivismus müssen Hand in Hand gehen, wenn wir die Krisen unserer Zeit bewältigen wollen, findet unser Kolumnist Waldemar Zeiler.
Waldemar Zeiler
Waldemar Zeiler Redaktion

UnternehmerIn. AktivistIn. Auf den ersten Blick haben diese beiden Begriffe so gar nichts miteinander zu tun und stehen sogar im krassen Gegensatz zueinander. Wir kennen das Bild der Besetzung von Braunkohlegruben. Wir erinnern uns noch gut an die Occupy Proteste, wo AktivistInnen gegen die fehlende Moral vieler Banken nach der Finanzkrise demonstrierten und die Wall Street besetzten. Wir kennen die Videos von Tierschützern, die die Zustände in der Massentierhaltung dokumentieren.


Dabei sind AktivistInnen und UnternehmerInnen gar nicht so verschieden, wie unter anderem das historisch gewaschene Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns oder der Ehrbaren Kauffrau beweist, für das gesellschaftliche Verantwortung zentral ist. Der Begriff steht nämlich, so schreibt etwa Wikipedia, „für ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, für die Gesellschaft und für die Umwelt. Ein Ehrbarer Kaufmann stützt sein Verhalten auf Tugenden, die den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg zum Ziel haben, ohne den Interessen der Gesellschaft entgegenzustehen. Er wirtschaftet nachhaltig.“ Der Philosoph Karl Popper definiert Aktivismus so: „Die Neigung zur Aktivität und die Abneigung gegen jede Haltung des passiven Hinnehmens.“ Was genau meinem Verständnis von Unternehmertum entspricht.


Unternehmertum und Aktivismus müssen sogar Hand in Hand gehen, wenn wir die Krisen unserer Zeit bewältigen wollen. Allen voran die Klimakrise und die wachsende Ungleichheit und Diskriminierung. Unternehmen haben einen Großteil der Missstände verursacht, aber genau sie sind es auch, die mit ihren Ressourcen am meisten bewirken können, um diese Missstände zu korrigieren.


Wir als Unternehmen (einhorn) würden uns komisch vorkommen, uns in der heutigen Zeit nur auf den Verkauf von Kondomen, Tampons und Menstruationstassen zu fokussieren, auch wenn diese nachhaltig sind. Wir müssen unsere Ressourcen in den Dienst von AktivistInnen stellen und selbst Aktivisten werden.


Aus diesem Grund planen wir und viele Freiwillige ein Demokratie-Festival, das am 12. Juni 2020 im Berliner Olympiastadion stattfinden wird. Dabei wollen wir bis zu 90.000 Menschen versammeln und ihnen und NGOs, AktivistInnen und WissenschaftlerInnen eine Bühne geben, ihre Botschaften und Lösungen für aktuelle Krisen zu kommunizieren. Zusätzlich haben Millionen Menschen die Möglichkeit, über einen kostenlosen Livestream Petitionen zu unterzeichnen und sie direkt in den Bundestag zu bringen. Die Finanzierung dafür findet über Crowdfunding statt.


Also liebe Unternehmen, werdet aktivistisch, lasst uns wieder auf unsere ursprünglichen Tugenden der Ehrbaren Kaufleute besinnen! Sonst ist die Welt am Arsch. So einfach ist das.

 

Waldemar Zeiler  wurde als Gründer der Firma Einhorn durch vegane Kondome und Bio-Periodenprodukte bekannt. Nun versucht er sich als politischer Aktivist und organisiert unter anderem Deutschlands größte Bürgerversammlung, oder wie er selbst sagt, „Versammlung von Demokratiefans“, die im Sommer 2020 im Berliner Olympiastadion stattfinden soll.

Nächster Artikel