Digitales Banking

Die EU hat mit einer ganzen Reihe neuer Richtlinien den Weg für eine digitale Finanzwelt geebnet.
Illustration: Rüdiger Geis
Illustration: Rüdiger Geis
Julia Thiem Redaktion

Es ist ein wesentliches Merkmal der Digitalisierung: Immer mehr Dienste verlagern sich von der Offline- in die Online-Welt. Und davon profitieren vor allem die Kunden. Die „Customer Experience“, also das bessere Verständnis der Kunden und ihrer Bedürfnisse, steht derzeit bei fast allen Unternehmen ganz weit oben auf der Agenda. Sogar dort, wo sensible Daten und eine eindeutige Identifikation der Kunden entscheidende Kriterien für den Abschluss einer Dienstleistung sind, etwa bei Banken oder Versicherungen.

Hier war die Umsetzung eines konsequent digitalen Prozesses bisher allerdings schwierig. Denn der endete immer dort, wo sich Kunden legitimieren mussten. Zwar konnten Anträge digital ausgefüllt und gestellt werden, für die Legitimation ging es dann aber einen Schritt zurück in die analoge Welt. Entweder musste man zur nächsten Postfiliale für das Postident-Verfahren oder nutzte einen Videochat, über den ein externer Dienstleister dann die eigene Identität über Ausweisdokumente verifizieren konnte. Wer eines dieser Verfahren schon einmal genutzt hat, weiß, dass es ein „nötiges Übel“ ist, mit einer positiven Erfahrung für den Kunden aber eher weniger zu tun hat.

Dieser Schritt zurück in die analoge Welt soll nun aber bald überflüssig werden. Denn mit der seit Juli letzten Jahres EU-weit geltenden eIDAS Verordnung gibt es nun verbindliche Regelungen für die elektronische Identifizierung sowie für elektronische Vertrauensdienste. Darunter fallen etwa elektronische Unterschriften, Siegel oder Zeitstempel und sogar elektronische Einschreiben. Hinzu kommen in diesem Jahr zudem noch die Payment Service Directive 2 sowie die neue EU-Datenschutzgrundverordnung. Erstere ist seit Januar 2018 in nationales Recht umgewandelt und spiegelt die rasanten Entwicklungen im Zahlungsverkehrsmarkt, die Einführung neuer Technologien sowie die vielen innovativen digitalen Geschäftsmodelle in Form von Anpassungen an die bisherigen Richtlinien wider. Letztere gilt seit März dieses Jahres und definiert die Rahmenbedingungen für Nutzung, manuelle und automatische Verarbeitung personenbezogener Daten im beruflichen und wirtschaftlichen Kontext neu. Insbesondere die harten Sanktionen bei Verstößen gegen den Datenschutz sollen auch große Konzerne auf Spur bringen. Während Strafen vormals bei rund 300.000 Euro pro Verstoß lagen, werden mit Inkrafttreten der neuen Richtlinien künftig zwei bis vier Prozent des weltweiten Vorjahresumsatzes fällig.

Insgesamt hat der Gesetzgeber damit also gleich eine ganze Reihe wichtiger Richtlinien auf den Weg gebracht, die Bezahlvorgänge und Datenaustausch innerhalb der digitalen Finanzwelt besser schützen. Dem digitalen Bankenzeitalter steht also kaum noch etwas im Weg und Kunden dürfen wohl bald von weiteren neuen Services profitieren. Nun müssen nur noch die Finanzdienstleister in der Plattform-Ökonomie ankommen, um für die Kunden relevant zu werden und zu bleiben. Ansonsten übernehmen etablierte Plattformen wie Google, Apple, Facebook, Amazon oder Alibaba vielleicht bald das Bankengeschäft.

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