»Unternehmen müssen ihre Neugier wiederentdecken«

Echte Innovationen sind in Deutschland derzeit rar gesät. Technologie ist dabei nicht das Problem, vielmehr die Skalierung von digitalen Projekten. Ein Interview mit Olaf Acker, Digital Services Leader EMEA bei PwC.
Olaf Acker Digital Services Leader EMEA bei PwC
PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Beitrag

Herr Acker, man muss die fortschreitende Digitalisierung adressieren, das ist jedem Unternehmen klar. Nur das „Wie“ bereitet oftmals Schwierigkeiten. Gibt es überhaupt die eine Lösung?
Digitalisierung wird gern auf einzelne Maßnahmen oder Technologien reduziert. Wir fassen den Begriff jedoch deutlich weiter. Digitalisierung betrifft immer das ganze Unternehmen, sie ist kein Produkt, weshalb es die eine Standardlösung nicht gibt. Viele Digitalisierungsansätze starten Bottom-up, wo Einzelinitiativen die treibende Kraft sind, doch ab einem gewissen Punkt braucht es eine unternehmensweite Strategie, die dann von oben für die einzelnen Bereiche und die Support-Funktionen übersetzt wird.
 


Wie könnte eine solche Umsetzung aussehen?
Unternehmen können sich einiges bei agilen Start-ups oder auch bei Investoren abschauen. Denn letztendlich ist Digitalisierung ein ‚Portfolio-Game’. Vieles muss man schlicht ausprobieren, nicht alles wird funktionieren. Aber die Dinge, die funktionieren, gilt es zu skalieren. Dafür ist eine gewisse Fehlertoleranz nötig, die in der DNA deutscher Unternehmen oft nicht verankert ist.


 
Der Wettbewerb in der Beratungsbranche ist hoch. Welchen Mehrwert bietet PwC?
Wir sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung in Deutschland die spannendsten Zeiten noch vor sich hat – gerade weil Unternehmen oftmals an der Skalierung scheitern. Hier sehen wir uns mit unserem ganzheitlichen Ansatz, Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, klar im Vorteil, unseren Kunden einen Mehrwert zu liefern. Dafür bieten wir einen vollständigen Mix aus Fähigkeiten, den es für eine reibungslose, umfassende Umsetzung braucht.


 
Muss ein Unternehmensberater heute gleichzeitig IT-Spezialist sein?
Wir haben selbstverständlich auch IT- und Technologie-Spezialisten im Haus, die integraler Bestandteil unserer ganzheitlichen Sichtweise sind. Darüber hinaus ist Technologie aber ‚nur’ Mittel zum Zweck. Digitalisierung braucht vielfältige Kompetenzen, wie zum Beispiel Designkompetenz, die wir in unseren Experience Centern bündeln und in unseren Teams zusammenbringen.


 
Für viele Unternehmen ist das Thema Digitalisierung abstrakt. Wie gehen Sie vor, damit die Digitalisierung für Ihre Kunden greifbar wird?
Unser Motto lautet: „zeigen, nicht erzählen“. Digitalisierung darf nicht nur auf dem Papier stattfinden. Konzepte werden bei uns sehr schnell real – etwa mit dem Bau eines Prototypen. Außerdem ist es wichtig, den potenziellen Nutzer frühzeitig mit einzubinden. Ein Blick auf die Grafik der zehn innovativsten Unternehmen unten zeigt: Derzeit sind es vor allem US-Größen, die von der Digitalisierung profitieren – für mich eine besorgniserregende Entwicklung. Hier muss dringend eine Aufholjagd beginnen, damit Deutschland nicht den Anschluss verliert. Aber dafür müssen Unternehmen in Start-up-Manier ihre Neugier wiederentdecken und Risiken eingehen.

 

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