Drohnen, Datenbrillen, digitale Fahrzeuge.

In der digitalen Fabrik der Zukunft werden alle Systeme miteinander verknüpft sein. Die Intralogistik geht schon voran.
Illustration: Mario Parra
Axel Novak Redaktion

Kürzlich auf dem Logistikkongress in Berlin: Der Saal ist prall gefüllt. Mitarbeiter des Unternehmens doks.innovation stapeln Kartons aufeinander, starten dann eine Drohne. Über einen Bildschirm verfolgt das Publikum, wie die Drohne aufsteigt, den Kartonstapel abfliegt, die Barcodes scannt und anschließend wieder sanft auf der Erde landet.

Der Beifall des Publikums ist laut. Die Manager wissen, dass die Digitalisierung der Intralogistik immer weiter voranschreitet. Schon längst sind Produktion und Logistik 4.0 teilautomatisiert. In den Logistikzentren übernehmen Drohnen die Inventur, nachts, wenn ihnen kein Mitarbeiter in die Quere kommen kann. Smarte Handschuhe und Hightech-Datenbrillen helfen bei der Kommissionierung. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) tragen schwere Lasten oder bringen gleich ganze Regale zu Kommissionierstellen. Roboter unterstützen beim Handling schwerer Güter.


Die stetige Vernetzung im Internet der Dinge ist ein wichtiger Grund für die neuen Tools. Und natürlich die Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter. Denn mittlerweile ist der Mensch als Arbeiter viel zu teuer geworden, um durch simple Picks, schwere Lasten und lange Laufwege verschleißt zu werden.

Noch ist die Navigation für die Maschinen eine Herausforderung. Die Drohne von doks.innovation scannt in vielen Nächten das jeweilige Lager, bis sie jeden Winkel im weitläufigen Hub kennt. FTS und Roboter aber folgen zumeist festen Routen. Über Sensoren erkennen sie, ob sich ihnen ein Hindernis in den Weg stellt. Dann bleiben sie stehen.

In einer vernetzten Fabrik der Zukunft aber könnten sich solche FTS über die Cloud miteinander austauschen. Ein Team am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart hat ein solches System entwickelt. Das sammelt die Lagebilder aller FTS und erstellt daraus eine stets aktuelle Karte. „Aus diesen Daten errechnet der loudbasierte Navigationsserver die Routenkarten für jedes einzelne Fahrzeug“, sagt Dr. Ing. Kai Pfeiffer von der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme am Fraunhofer IPA. Damit stößt das Fraunhofer-Institut die Tür zur vernetzen Automatisierung noch weiter auf. In den Fabriken der Zukunft werden alle Systeme miteinander verknüpft. Intelligente Objekte und autonome Transportfahrzeuge steuern dann gemeinsam Produktion und Nachschub.


Nach Einschätzung von Experten wird dies noch einige Jahre dauern. Einer der Gründe für die zögerliche Umsetzung ist der Mensch. Auf dem gleichen Logistikkongress, auf dem die Drohne zur Inventur aufstieg, erzählte der Manager eines großen Logistikunternehmens von den Grenzen der Automatisierung. Drei Roboter hatte der Logistiker für ein Logistikzentrum erworben. „Wir waren digitalisierungstrunken“, so der Manager.

Doch in den ersten Wochen drückten Mitarbeiter immer den Notausschalter des Roboters. Sie hatten Angst, dass der Automat schneller und besser ist, sie fürchteten um ihre Jobs. Der Manager hat rasch reagiert: „Wir haben den Robotern einfach Namen gegeben, sodass sie schon fast eine Persönlichkeit bekamen.“ Seitdem lief die Zusammenarbeit reibungslos. Die Maschine war Teil des Teams geworden.

 

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