Tourist 4.0

Wie die Digitalisierung das Reisen verändert.
Illustration: Constanze Behr
J.W. Heidtmann Redaktion

Den Urlaub in einem Online-Reisebüro buchen – das tut bereits fast die Hälfte aller Reisenden. Es ist also quasi touristischer Alltag. Und immer mehr buchen Reisen über mobile Endgeräte, also Smartphones oder Tablets.


Und da heute jeder ein Smartphone mit sich herumträgt und es auch unterwegs benutzt, steht das kleine Gerät im Fokus der Touristiker. Jetzt kommt es darauf an, die Serviceangebote für das Smartphone zu optimieren. Ein Problem zum Beispiel ist ist es heute noch, Touren und Aktivitäten zu buchen – am besten vor Ort und in verschiedenen Sprachen.


Mobile Buchungsmöglichkeiten sind hier besonders wichtig, weil Reisende spontane Entscheidungen treffen wollen: Kochkurse vor Ort, Segway-Touren oder eine Safari möchten sie vor Ort recherchieren und die Buchungen gleich online abwickeln. In Städten wollen Reisende wenig bekannte Orte besuchen, speisen, trinken oder in exklusiven Geschäfte einkaufen. Die Daten über das Freizeitverhalten der Kunden, die über mobile Apps gewonnen werden, eröffnen neue Möglichkeiten, Reisen zu steuern sowie die Preisgestaltung und die Buchungsmöglichkeiten auf den Plattformen zu optimieren.


In Zukunft werde es mehr und mehr integrierte Ansätze geben, sagt Casey Hanisko, Präsidentin der Adventure Travel Trade Association ATTA. Sowohl die Reisen, die Flüge und die Hotels als auch die Touren und Aktivitäten werden zunehmend gebündelt und auf Plattformen zugänglich sein – als individuell buchbare Angebote. Die Segmente sind natürliche Partner, denn die meisten Reisenden buchen ihre Aktivitäten, wenn sie im Hotel oder in ihrer Unterkunft sind. Von dort aus sollten auch die Informationen zugänglich sein.


Können solche Services auch den nachhaltigen Tourismus fördern? Ja, denn über digitale Medien könne das Bewusstsein etwa über soziale Probleme oder Umweltschutz vor Ort geschärft werden, sagt Hanisko. Themen wie Wilderei, nachhaltiger Landschaftsschutz oder Kinderprostitution können angesprochen werden. Und in die Touren und Aktivitäten lässt sich die lokale Bevölkerung optimal einbinden.


 Aber die Digitalisierung umfasst viel mehr als das Buchen von Pauschalreisen, Flügen oder Hotels. „Mobile Payment“ ist ein riesiges Thema. Während in China jeder Taxifahrer per App bezahlt wird, ist das in Europa noch Zukunftsmusik. Aber auch hier wandelt sich das Bewusstsein. Die digitale Plattform Paypal etwa nutzen bereits 247 Millionen Privatkunden für fast zehn Milliarden Transaktionen pro Jahr. Dass diese vermehrt von Smartphones aus erfolgen, spricht für die hohe Mobilität der Kunden. PayPal ist der beliebteste Online-Bezahldienst in Deutschland. Zwar bevorzugen hierzulande noch 41 Prozent der Kunden den Kauf auf Rechnung. Doch bereits an zweiter Stelle stehe PayPal – mit 35 Prozent Beliebtheit, so Michael Luhnen, Managing Director Paypal für Deutschland, Österreich und die Schweiz.


Auch die Virtuelle Realität (VR) ist im Kommen – vor allem bei der Vorausbuchung. Statt im Reiseprospekt zu blättern, bewegen sich etwa Kreuzfahrt-Gäste mit einer geeigneten VR-Brille durch ihr Schiff und suchen sich ihre Lieblingskabine aus. Augmented Reality (AR) hilft, um sich über Sehenswürdigkeiten zu informieren, mehr über den Hintergrund zu erfahren oder sich vor Ort zu orientieren.